54. Bludescher Orgelkonzerte
Dieses Konzert wurde vom Rundfunk aufgenommen und kann hier bis 04.November 2024 nachgehört werden:
https://sound.orf.at/radio/vbg/beitrag/6233795/rv-das-konzert-bludescher-orgelkonzert-mark-casey
"WAS HÄTTE BERGÖNTZLE WOHL DAZU GESAGT?
Der irische Orgelkünstler Mark Casey mischte mit seinem Debüt in Bludesch die Szene auf.
In Fachkreisen von Kirchenmusikern des Landes erzählt man sich derzeit Wunderdinge über einen neuen Stern am heimischen Organisten-Himmel. Aufgegangen ist dieser Komet in der irischen Stadt Cork, wo der heutige Dr. Mark Casey geboren wurde. Nach intensiven Studien in Orgel, Dirigieren, Komposition und Musikwissenschaft ist er heute als Domorganist und Dirigent in seiner Heimatstadt und in London eine hoch angesehene Persönlichkeit der sakralen Musikszene.
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Zwei standfeste Pfeiler in Form komplex gebauter Orgelkonzerte rahmen das Programm festlich ein. Es sind dies ein weniger bekanntes Werk in C-Dur von John Stanley und das populäre Konzert in g-Moll op. 4/1 von Georg Friedrich Händel, den in Halle an der Saale geborenen Deutschen, den die Musikwissenschaft längst als Engländer sanktioniert hat. Der Organist kann sich dabei vor allem manualiter mit scharf herausstechenden Flöten und Aliquoten solistisch profilieren. Der begleitende Orchesterpart ist in diesem Fall reduziert einem im Originalklang und historisch informierter Spielweise erfahrenen Streichquartett anvertraut, das an der Stella Musikhochschule Feldkirch von Editha Fetz erfolgreich geleitet wird. Durch ihre Erkrankung war eine Umbesetzung der beiden Violinen notwendig, mit der als Konzertmeisterin des Bach Consort Wien tätigen Agnes Stradner und der aus Chemnitz stammenden Geigerin Lisa Herzog-Kuhnert. Die weiteren Partien waren wie vorgesehen mit dem Vorarlberger Bratschisten Lukas Breuss-Zeisler und der Cellistin Ulrike vom Hagen besetzt.
Während das Stanley-Konzert schon von seiner Konzeption her eine eher bescheidene Ausrichtung besitzt und die Streicher unterbelichtet bleiben, trumpft das Händel-Konzert mit der Orgel und den Streichern als gleichwertigen Dialogpartnern auf, die sich die Themen gekonnt zuspielen und zu sehr ausgewogenen und klanglich fesselnden Ergebnissen kommen. Mark Casey vermeidet es dabei tunlichst, als unbestrittener Tasten-Virtuose unbedingt neue Geschwindigkeitsrekorde an Brillanz aufstellen zu wollen. Bruno Oberhammer hat ihn, der auch Psychologie studierte, vorab als „Musik-Denker“ bezeichnet, und genau so gewichtet er auch gerade bei Händel seinen Part – klug durchdacht, gekonnt artikuliert, feinnervig ausgespielt.
Streicher im Originalklang
Angesichts der notwendigen personellen Umbesetzung gelingt dem Streichquartett im einzigen ihm zugedachten solistischen Programmbeitrag auch eine durchaus überzeugende Interpretation einer neunsätzigen Theatermusik zu „The Double Dealer“ von William Congreve, die Henry Purcell als überragende britische Musikerpersönlichkeit geschaffen hat. Das sind spritzige kleine Tanzsätze, mit viel Temperament, Herzblut und Augenzwinkern vorgetragen, die gerade in der klaren authentischen Spielweise auf alten Instrumenten ihre Wirkung bei den Zuhörern nicht verfehlen. Allen Mitwirkenden zusammen gilt am Schluss der herzliche Beifall des Publikums für einen Abend köstlich belebender britischer Barockmusik. Was hätte der Elsässer Joseph Bergöntzle wohl zu dieser „kulturellen Aneignung“ gesagt?